Dein Nervensystem – dein Blick auf die Welt

Wenn du morgens stinkesauer wirst, weil dein Kind auch auf die drölfzehnte Aufforderung, Zähne zu putzen, nicht reagiert – dein Nervensystem.

Wenn dir flau im Magen ist und deine Hände schwitzen, weil du gleich deinen ersten Vortrag vor der gesamten Company halten sollst – dein Nervensystem.

Das warme Gefühl in deiner Brust, wenn du eine schöne Zeit mit deinem Lieblingsmenschen verbringst – dein Nervensystem.


Die Grundlage von allem

Unser Nervensystem ist dazu da, alles, was in und um uns geschieht, zu registrieren und uns entsprechende Signale zu senden, wie wir damit umgehen sollen.

Im besten Fall läuft das so:

Ein niedriger Blutzuckerspiegel löst das Signal ‚Hunger‘ aus, wir essen was. Jemand rammt uns im Supermarkt den Einkaufswagen in die Hacken, wir kriegen das Signal ‚Wut‘ und bitten höflich, aber bestimmt um die Wahrung unserer körperlichen Grenzen.


Rosarote oder graue Brille?

Die zwei Beispiele zeigen ein fein getunetes, i. e. reguliertes Nervensystem. Signal und Reaktion passen jeweils zur Situation.

 Nun gibt es Phasen in unserem Leben – und die kennt jeder – wo das ein bißchen anders läuft.

 Was, glaubst du, geht hier vor?

Wir stehen morgens mit Herzklopfen auf und könnten Bäume ausreißen. Den Weg zur Arbeit hüpfen wir und jeder, auch die Grummelgesichter, kriegt ein Lächeln von uns geschenkt. Dass der Chef einen Meeting-Marathon angesetzt hat, ist uns egal. Gerade hat das Handy vibriert: er/ sie möchte uns wiedersehen!!! Oh my god, yesss!

 Genau, da ist jemand verliebt und trägt die rosarote Brille.

 Andersrum funktioniert das auch ganz gut: Ein wichtiges Projekt steht auf der Kippe und wir stehen mächtig unter Druck. Statt abends auf die Couch zu fallen, steht aber noch der Haushalt an. Warum hat sich die angeblich bessere Hälfte eigentlich nicht darum gekümmert!? Boah und zu regnen hört das auch nicht mehr auf, oder!? Fehlt nur noch, dass jetzt jemand was von uns will. „Mamaaa!!!!?!!“ Aaaaaaaaaaaah!

 Jep, hier ist jemand voll im Stressmodus und trägt eine graue Brille.

 Im ersten Fall ist die Nervensystem-Brille Friede, Freude, Eierkuchen eingestellt und nichts kann einen vom Hocher reißen. Stehen die Zeichen jedoch auf Grau, haben schon die kleinsten Anlässe das Potenzial, uns aus den Latschen zu hauen.


Bewusstsein schaffen

Der Zustand unsers Nervensystems entscheidet also darüber, wie wir die Welt und unser Leben wahrnehmen. Es ist dabei ganz normal, dass wir manchmal überdrehen, sei es aus Freude oder vor lauter Stress.

Problematisch wird es dann, wenn wir die Signale falsch interpretieren. Wenn wir also z. B. erschöpft sind und uns unser Lieblingsmensch nur noch nervt und wir dann denken, er/ sie sei schuld an unserem Zustand.

Viele Menschen fangen dann nämlich an, mit den äußeren Umständen zu kämpfen. Sie kämpfen gegen den grauen Lieblingsmenschen, den grauen Job, den grauen Himmel und gegen das sowieso und überhaupt ganze, graue Leben – und erkennen nicht, dass ihr eigenes Nervensystem auf grau gestellt hat.

Es geht an dieser Stelle darum, sich dessen bewusst zu werden.

Zu verstehen, was einem das eigene Nervensystem vermitteln möchte. Und dann aus einer inneren Klarheit heraus, die nötigen Schritte zu gehen.

Wenn ich nämlich nach ein paar Mützen Schlaf wieder erholt bin, kann der Weg weit sein zum Pfefferfeld (oder wo auch immer der Pfeffer wächst), von wo ich meinen Lieblingsmenschen abholen muss, daher:

Nervensystem first, es ist die Grundlage von allem ♥